Zenanon994 schrieb:Guten Abend zusammen,
ich finde das Thema Serienmörder abstoßend und interessant zugleich. Durch Netflixen und häufiges Zeitunglesen bin ich dann auf einige Serienkiller gestoßen. Es ist auch ein wenig eklig, wenn man an die Taten denkt und was diese Menschen damit verbrochen haben.
Von all den Serienmördern, von denen ich gehört habe, fand ich Dahmer am 'interessantesten.' Nicht wegen der Taten an sich, sondern wegen seiner Persönlichkeit und seinen Eigenschaften. Er war kein Psychopath im Gegensatz zu Ted Bundy, John Gacy oder Richard Ramirez. Oder noch anderen. Bei ihm vermutete man das Asperger-Syndrom, sowie eine Borderline Persönlichkeitsstörung. Ebenfalls ging er nicht sadistisch vor, was sehr ungewöhnlich ist. Er betäubte seine Opfer und tötete sie dann sehr schnell.
Ich will ihn auch absolut nicht verteidigen oder das, was er getan hat. In dem Interview aber wirkte er unglaublich traurig, er war schon als Kind sehr einsam, erfuhr wenig Liebe, war unfähig zwischenmenschliche Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, sehnte sich wohl tatsächlich nach Liebe und Nähe usw. Ich weiß nicht warum genau, aber all das löst in mir irgendwie Mitleid aus. Wieso?
Dahmer hatte keine schöne Kindheit, aber Ramirez wurde als Kind missbraucht und ihn z.B. finde ich abscheulich.
Deswegen rätsel ich gerade woher das kommt.
@Zenanon994Warum auch nicht?
Zum einen machen Empathie, Mitleid und Co. einen "echten" Menschen aus und zum anderen ist die Fähigkeit dazu nicht zwingend an Ursachen/Folgen/Bedingungen geknüpft.
Mensch A macht dies = kein Mitleid. Mensch B tut das = Mitleid.
Das wäre ja schon von der emotionalen Logik her falsch, wenn man unterschiedlich Maß messen würde. Zumal man bestimmte Menschen, Sachverhalte und Fakten gar nicht kennt!
In der Presse bzw. generell in den Medien wird ja viel geschrieben. Muss man das alles glauben und sich dann anhand diverser Dinge emtional abkapseln oder gar ein Urteil erlauben? Ich tue mir dabei recht schwer, da ich selbst nicht ermittelt, geprüft und vor Ort dabei war. Insofern ist es falsch, diverse Dinge nur anhand von Hörensagen zu definieren.
Ich persönlich finde, dass man "immer" Mitleid empfinden kann und sollte.
Mal mehr, mal weniger. Zumindest zeigt die Tatsache, dass man empathisch reagiert oder auch für Menschen, die nichts mit einen zu tun haben, Mitleid empfinden kann, dass man ein sehr guter Mensch ist. Viele Menschen sind egoistisch kalt und nicht geerdet.
Zudem verroht die Gesellschaft und der Egoismus ist weiterhin auf dem Vormarsch präsent.
Es ist schwer, denn wir sind "nur" Menschen. Mal so, einmal anders. Wir sind ja keine Roboter. Insofern kann ich diverse Gefühlsregungen verstehen und als "normal" empfinden.
Ich hege zwar keine Sympathien für diverse Verbrecher und die Tatsache, dass es bestimmte Menschen in der KIndheit "schwer" gehabt haben, ist ja auch kein Freibrief.
Ich kenne als Betreuer z.B. viele Menschen, die es in der Kindheit auch schlecht gehabt haben, aber einen ganz ordentlichen Weg (Arzt, Anwalt, INgenieur, Architekt) eingeschlagen haben. Schlechtes darf nicht generell als Freibrief, Ausrede und Entschuldigung gelten.
Es sind lediglich "Vermutungen" für "Verhalten" und "Auslöser", aber keine generellen Gründe und Freibriefe.
Wir sind eben "nur" Menschen. Andere Menschen kennen wir auch nicht, haben aber auch kein Mitleid, wenn diese gehängt werden oder würden selbst bei diversen Fällen (Kindesmissbrauch usw.) Selbstjustiz an den Tag legen. Es geht eben auch in die andere Richtung. Nur, kennen wir die Fakten, um uns ein Urteil bilden zu können?
Man kennt das ja aus der Nachbarschaft:
Da wird getratscht und schon wird alles geglaubt, ohne dem nachzugehen.
Das geht schnell. Ich bin auch nicht fehlerfrei und "denke" mir oft meinen Teil.
Bezüglich Mitgefühl ist es so, dass es menschlich -auch das Gegenteil- ist.
Zudem sagt das Gesetz ja bedingt, dass jeder Mensch quasi eine zweite Chance bekommt zur "Resozialisierung". Wenn man hier eiskalt unempathisch wäre, gäbe es nie die Chance für die Resozialisierung. Insofern muss auch das System darauf aufbauen, dass eine abgegoltene Strafe eben abgegolten ist und man eine zweite Chance bekommt. Freilich gibt es Fälle, bei denen dies kategorisch ausgeschlossen wird (Sicherheitsverwahrung).
Und da ich schon mit solchen Menschen gearbeitet habe, weiß auch ich, dass die Resozialisierung eher schlecht und unmöglich durchzusetzen ist. Insbesondere bei Freunden, Familie, Partnern, Arbeitgebern usw. Daher wundert es nicht, dass sehr viele Menschen danach rückfällig werden.